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Postscriptum: »Wann ist ein Foul ein Foul?«

Im Anschluss an den letzten Post, »Regelkunde«, und die folgende Diskussion soll hier kurz auf die Behandlung der Arnautovic-Szene in der aktuellen Folge des Schiedsrichter-Podcasts »Collinas Erben« verwiesen werden. Alex Feuerherdt geht mit Thorsten Kinhöfers Entscheidung konform und hält beide gelbe Karten für gerechtfertigt: Es gehe bei der zweiten Karte nicht um das angedeutete Wegschlagen des Balles, sondern um eine verwarnungswürdige Unsportlichkeit gegen den Schiedsrichter.

Abb.1: mit Ansage (von tin.G)

Zu Recht weisen Collinas Erben zu Beginn des Podcasts darauf hin, dass ihre Bewertungen auf den von Sky zur Verfügung gestellten Zusammenschnitten basieren und sich damit notwendig auf Einzelentscheidungen beschränken (nach Maßgabe der Regie verpasst man aber auch entscheidende Szenen, beispielsweise die Entstehung der ersten gelben Karte gegen Clemens Fritz). Damit geht der Kontext des Spiels verloren. Neben einer grundsätzlich nicht zu leugnenden Voreingenommenheit für Werder Bremen waren wir trotzdem um eine objektive Einschätzung der Situation bemüht – und legten dabei die gesamten 90 Minuten zu Grunde und nicht die auf Dramatik und Eindeutigkeit hin produzierten Spielzusammenfassungen. Im der Summe erscheint die Leistung der Unparteiischen dann in einem anderen Licht (inwiefern die Kicker-Note 5 diese Leistung angemessen widerspiegelt ist eine ganz andere Frage) – insbesondere unter Berücksichtigung des Tatsache, dass es auch nach Alex‘ Überzeugung durchaus »[…] den Spielraum gegeben hätte, Arnautovic alles in allem mit Gelb davonkommen zu lassen« (Quelle). Im Kontext des ganzen Spiels entwickelt diese Option eine eigene Dringlichkeit.
Unterm Strich verweist der Unterschied in der Bewertung vermutlich auf die rational nicht greifbare »Psychologie« der Partie, die in ihrer Ambivalenz und im Hinblick auf größtmögliche Dramatik nicht in fünf Minuten zusammenzuschneiden ist – und das ist vermutlich auch gut so. Am Ende hat Werder derzeit ganz andere Sorgen als die Bewertung von Schiedsrichterleistungen…

Eine Anschlussfrage an die zwei Podcaster ergibt sich dennoch: Besteht grundsätzlich eine Möglichkeit, Dokumentationen eines Spiels durch den Schiedsrichter und gegebenenfalls die anschließende Kommunikation mit betroffenen Vereinen (z.B. im Zuge einer Verhandlung des DFB-Sportgerichts) nachzuvollziehen? Gibt es für solche Dokumente öffentlich zugängliche Quellen?

3 Kommentare

  1. Ohne noch einmal konkret auf die Gelb-Rote Karte gegen Arnautovic einzugehen: Der Einsatz der persönlichen Strafen (also von Verwarnungen und Feldverweisen) sollte nicht nur regelkonform sein (das versteht sich ohnehin von selbst), sondern darüber hinaus auch zur Spielleitung als solcher passen, sich also logisch aus den Notwendigkeiten und dem Charakter der Partie ergeben und das Spiel (wieder) in faire Bahnen lenken. Dabei verfügt der Schiedsrichter über gewisse Spielräume. So kommt es beispielsweise, dass eine Verwarnung für ein bestimmtes Vergehen in einem Spiel sinnvoll ist (etwa, um aufkeimende Härte zu unterbinden und das berühmte Zeichen zu setzen), wo sie in einem anderen unangemessen kleinlich sein kann, obwohl das Vergehen ähnlich gelagert ist.

    Zu eurer Frage: Diese Dokumentationen und Korrespondenzen sind nach allem, was ich weiß, grundsätzlich nicht öffentlich. Was für die Öffentlichkeit bestimmt ist, lässt sich auf der Website des DFB (und der DFL) bzw. über fussball.de (also das DFB-Net) abrufen. Die Kommunikation zwischen Vereinen und Verbänden gehört aber nicht dazu.

    • Danke für die Antwort.
      Wäre auch zu schön gewesen, wenn man die Kommunikation zwischen Verband/Liga und Vereinen hätte nachvollziehen können (war aber auch irgendwie klar, dass das unwahrscheinlich ist).

  2. Pingback: Die Presse- & Blogschau für Donnerstag, den 31.01.2013 | Fokus Fussball

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