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Viel Licht

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»Wir waren vor allem in den Zweikämpfen sehr bissig und sind so ins Spiel gekommen. Gegen eine Mannschaft wie Gladbach muss man ans Limit gehen, um zu gewinnen. Wir sind ans Limit gegangen und wurden dafür belohnt.«
– Jannik Vestergaard

»With the rays of the sun through the roof I caught your golden gaze…«
Ian Brown

Wo viel Licht ist, ist zunächst erst einmal genau das: viel Licht. Ein Befund, der ohne Weiteres auch für das sonnendurchflutete Weserstadion am dritten Spieltag der neuen Saison galt. Und für die grün-weißen Hausherren, die gegen die stolpernde Borussia aus Mönchengladbach gestern den bislang überzeugendsten Auftritt der jungen Spielzeit ablieferten.

»Die Jungs haben heute gekämpft, geackert und sich dafür belohnt.
Ohne den nötigen Einsatz geht es in der Bundesliga nicht.«

– Viktor Skripnik

Die größte Überraschung war zunächst das Comeback Santiago Garcías, den Viktor Skripnik nach seiner Verletzungspause als Linksverteidiger in die Startelf berief. Namensvetter Ulisses wurde in Folge dieser Entscheidung ins Mittelfeld vorgezogen. Zwar konnte Werders Defensive nach wie vor nicht über neunzig Minuten überzeugen – geradezu desolat wirkte die Zuordnung in der Nachspielzeit der ersten Hälfte, aufgrund derer Stindl kurz vorm Halbzeitpfiff die zwischenzeitige Führung egalisieren konnte –, aber Felix Wiedwald stabilisiert Werders Auftritt nachhaltig: Neben starken Einzelaktionen (Minute 62 gegen Xhaka, Minute 74 gegen Hahn) profitiert die Mannschaft auch und gerade von Wiedwalds antizipatorischem (Mit-)Spiel – eine Qualität, die Werders Stammtorhüter in jüngerer Vergangenheit leider häufig vermissen ließen.
Auch wenn die ersten drei Punkte der jungen Spielzeit vor allem auf die im Vorfeld der Partie von Viktor Skripnik energisch eingeforderten Basistugenden Entschlossenheit und Aggressivität zurückzuführen sind, war insbesondere im Verlauf der zweiten Halbzeit eine gesteigerte Bereitschaft an spielerischen Lösungen zu beobachten. Es besteht realistische Hoffnung, dass diese im Zuge besserer Abstimmung innerhalb des Kaders und der Ausbildung spezifischer Automatismen (sowohl im Pressing als auch im Umschaltspiel oder im letzten Spielfelddrittel) häufiger zu beobachten sein werden.

»Aron und ich finden im Offensivspiel von Tag zu Tag näher zusammen. Das gefällt mir sehr gut.«
– Anthony Ujah

Nicht zuletzt machte sich der Trainingsfokus der vorangegangenen Woche auf Standardsituationen bemerkbar: Sowohl der durch Aron Jóhannsson lässig verwandelte Strafstoß (39. Minute) als auch die Hereingabe Junuzovićs von der Eckfahne führten zu Treffern (Vestergaard per Kopf, 53. Minute). Auch wenn er diesmal nicht selbst einen Treffer besteuerte erwies sich Anthony Ujah als sinnvolle Verstärkung des Kaders, insbesondere mit Blick auf das System, das Viktor Skripnik spielen lässt. Man kann guter Dinge sein, dass der neue Publikumsliebling in spe den Weggang Franco di Santos in kürzester Zeit vergessen machen wird.

Mit drei nicht erwartbaren Punkten dürfte die aufkeimende Nervosität am Osterdeich relativiert worden sein. Die Stimmung im Stadion war blendend und für den entschiedenen Auftritt der Mannschaft sicherlich nicht hinderlich (das »Sieg!«-Stakkato ist und bleibt aber scheiße).
Bei Twitter war während des Spiels von rassistischen Ausfälligkeiten gegen Anthony Ujah aus dem Gästeblock zu lesen, von denen ich vor Ort aber nichts mitbekommen habe. Es muss wohl eigentlich nicht explizit darauf hingewiesen werden, dass ein solches Verhalten (auch einzelner) Gästefans nicht entschuldbar ist – in Zeiten wie diesen sagt man das im Zweifel lieber einmal zu oft als einmal zu wenig. Und so endet das kurze Schlaglicht auf den vergangenen Spieltag doch pessimistischer als ursprünglich beabsichtigt. Aber auch das ist Fußball.

Edit (21:30h):
Wahrscheinlich hat es sich bei den vermeintlichen »Affenlauten« um »Ruuuul«-Rufe für Ujahs Gegenspieler Roel Brouwers gehandelt, die in anderen Teilen des Stadions als solche nicht zu identifizieren waren. Herzlichen Dank an alle Twitterer, die zur schnellen Aufklärung der Angelegenheit beigetragen haben (vgl.).
Für etwaige Missverständnisse und/oder Vorverurteilungen entschuldigen wir uns, insbesondere bei den Gladbacher Gästefans.

Von Kommentaren über Aaron »Was hat Dich bloß so ruiniert?« Hunt bitten wir abzusehen.

Allez les Verts!

Foto: Grober Schnitzer. Danke!

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