»Und wenn Du kurz davor bist, kurz vor dem Fall,
und wenn Du denkst: ›Fuck it all!‹
Und wenn Du nicht weißt, wie soll es weitergehen: Relegation… ohohoh!«
– Tocotronic, Relegation
Werder verliert gegen den HSV. Zum zweiten Mal in dieser Saison. Über den besonderen Frust nach einem verlorenen Nordderby haben wir schon in der Hinrunde geklagt: »Nordderby. Darauf freust Du Dich Wochen, Monate. Gestern musste man sich aber die Frage stellen: Für was? Für nichts« – die Aussichten sind seit November nicht besser geworden. Alles ist auf Kante genäht. Eine Analyse der sportlichen Aspekte des Spieltags findet sich bei der Spielverlagerung (Spoiler: Werder verlor die Partie in der ersten Halbzeit. Entscheidend waren taktische Mängel: unzureichende defensive Absicherung samt Fokus auf Mannorientierung, mangelhaftes Anlaufverhalten, fehlende Offensivstruktur und fahrlässige, ungefährliche Abschlüsse). In doppelter Hinsicht fehlte Frische: körperlich nach dem starkem Pokalauftritt in München zu Wochenbeginn (das Werder von Dienstag hätte am Freitag drei Punkte mitgenommen), taktisch im direkten Vergleich in Halbzeit Eins. Marco Bode schob sämtlichen Fragen nach einem Trainerwechsel den Riegel vor – zu Recht. Wir freuen uns auf die Diskussionen in der Sommerpause. Kurzfristig bleibt zu hoffen, dass Mannschaft und Trainerteam bis nächsten Montag die nötigen Schlüsse aus dem verlorenen Derby ziehen. Es gilt.
GEFAHRENENABWEHR OLÉ!
Dass am Freitag vier Bussen mit Bremer Ultràs die Einreise nach Hamburg verweigert worden ist, dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben. Gefahrenabwehr statt Unschuldsvermutung (es wurde immerhin eine Schere gefunden… eine Schere!): »Fünf Stunden lang wurden die Busse samt 171 Insassen am Zollamt Waltershof festgesetzt, durchsucht und schließlich zurück nach Bremen eskortiert. Zuvor waren pauschale Aufenthaltsverbote gegen die Reisenden ausgesprochen worden.« Für alle, an denen die Aktion Schikane vorbeigegangen ist, hier noch mal der Link zu unserem Facebook-Eintrag samt Diskussion (dort gibt es auch weitere Links zum Thema).
BOYKOTT (noch einmal…)
Über den Boykottaufruf zum Montagsspiel gegen Stuttgart schrieben wir letzte Woche schon ausführlich. Ohne Zweifel, die Lage ist nach Freitag noch prekärer. Das legitimiert aber keine groben Vereinfachungen: »Glühender Fußballfan oder prinzipienreitender Kommerzkritiker« fragt heute tendenziös der Weser-Kurier und glaubt, aus der Antwort eine Empfehlung für kommenden Montag ableiten zu können. So einfach ist’s aber leider nicht. Weil wir es nicht mit einer Entweder/Oder-Entscheidung zu tun haben (Dilemma! Dilemma! Dilemma!), denn gerade als glühender Fußballfan ist Kritik zuweilen geboten. Noch einmal in aller Deutlichkeit: Es ist richtig, das Spiel gegen den VfB zu boykottieren. Wir schließen uns dem Boykottaufruf der Gruppen an und verzichten auf den Stadionbesuch. Wir respektieren aber auch, dass man zu einem anderen Entschluss kommen kann, gerade nach dem verlorenen Nordderby und dem Sieg der Frankfurter Eintracht (Lars schreibt das ganz schön und auch der WFC #Twerder hat ein sehr überlegtes Statement abgegeben). Möglicherweise ist auch ein Kompromiss denkbar, etwa der Verzicht auf Support in der ersten Halbzeit – hier ist der Ball aber bei den beteiligten Ultrà-Gruppen. Generell wäre es hilfreich und wünschenswert, wenn in der kommenden Woche sowohl individuelle Entscheidungen als auch jene der beteiligten Gruppen als solche akzeptiert werden könnten. Fußball ist dieser Tage anstrengend genug.
Herzlichen Dank. Alles auf Werder.
ALLEZ LES VERTS!
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