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»A Game of two Halves« – und der Klassenerhalt!

allez

»Wenn du hier mit einer 2:1-Führung in die Pause gehst, hoffst du natürlich, dass du am Schluss etwas mitnimmst.«
– Robin Dutt
»There are still careers in combat, my son.«
– Parquet Courts

Seien wir mal ehrlich: Vielleicht wäre eine deutliche Klatsche (wie im Hinspiel) einfacher wegzustecken gewesen. Einen Tag nach dem 5:2 in München bleiben wir etwas ratlos zurück. Klar, das offensichtlich Erwartbare trat ein: Die Anhänger der Münchner übten sich im Vorfeld der Partie in Bescheidenheit (vom »Training in Trikots« war zu lesen und von »Kantersiegen« gegen »Sparringspartner«). Und der FC Bayern dominierte über weite Strecken das Spielgeschehen und nahezu jede Statistik des Partie (Torschüsse: 11 zu 3, Ballbesitz: 76% zu 24%, Pässe: 714 zu 214, Passquote: 88% zu 60%). Lediglich bei den gewonnen Zweikämpfen konnte Werder mithalten (52% : 48%) – und das spiegelt in gewisser Hinsicht die erste Halbzeit der Partie angemessen wider: Bayern mit Ballbesitz, Werder mit Attitüde. Die Gastgeber ließen das Spielgerät in den eigenen Reihen zirkulieren, Werder verteidigte konzentriert (mit zwei soliden Vierketten im 4-4-2 bzw. 4-4-1-1) und verlegte sich auf schnelles Umschaltspiel nach Ballgewinnen. Und es war der erste konsequent gespielte Konter, der in der zehnten Spielminute im Führungstreffer durch Theo Gebre Selassie resultierte. Die Antwort auf Franck Ribérys Anschlusstreffer (20. Minute) waren eine spektakuläre Rettungsaktion auf der Torlinie durch Kapitän Clemens Fritz (35. Minute, nachdem Claudio Pizarro Raphael Wolf schon überwunden hatte) sowie der erneute Führungstreffer durch Aaron Hunt (34. Minute). Ein Hauch von Sensation lag in der Luft, als Santiago García kurz vor der Pause den Ball zum vermeintlichen 1:3 ins gegnerische Tor befördert – der Treffer aber durch die Abseitsstellung des Argentiniers irregulär war. Euphorisiert ging’s in die Halbzeitpause.

»Es ist schwierig, eine Leistung wie im ersten Durchgang über 90 Minuten durchzuziehen.«
– Thomas Eichin
»Es war klar, dass wir das Tempo nicht über die gesamte Distanz halten können, vielleicht hätten wir deshalb cleverer agieren müssen – aber das ist leichter gesagt, als getan.«
– Zlatko Junuzovic

Es war im Vorfeld viel über die Mentalität der Bayern spekuliert worden. Und über die Bedeutung der Bundesligapartie zwischen den beiden Champions League-Begegnungen mit Real Madrid. Der Auftritt der Münchner nach der Halbzeitpause ließ nicht den geringsten Zweifel an der Tatsache, dass man das Spiel gegen Werder gestern sehr ernst nahm. »Vielleicht haben wir sie mit unserer Leistung in der ersten Halbzeit wütend gemacht«, mutmaßte Clemens Fritz im Anschluss an die Partie. Vielleicht zeigte sich auch nur sehr deutlich, wie anstrengend es ist, neunzig Minuten lang auf höchstem Niveau der Ballbesitz- und Kurzpassspielmannschaft aus München Paroli zu bieten. Es kam im Bremer Spiel vermehrt zu Unaufmerksamkeiten. Schließlich ist es Pizarro, der das Spiel durch seinen Doppelschlag (53./57. Spielminute) endgültig zu Gunsten der Hausherren dreht. Werder bricht ein, – aus den weiteren Treffern durch Schweinsteiger (60. Minute) und Robben (74. Minute) resultiert der unnötig hohe Endstand von 5:2.  Ein Ergebnis, das im Vorfeld der Partie vielleicht erwartbar gewesen wäre, nach der tollen Leistung der Grün-Weißen in der ersten Halbzeit aber auch ein wenig enttäuscht. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau.
Wo wir aber gerade bei Enttäuschungen und Niveau sind: Als geistige Absteiger offenbarten sich gestern Teile der Südkurve, die ihre Idiotie durch ein selten geschmackloses Transparent unter Beweis stellten (danke an Chucky Goldstein und exRacaille für die entsprechenden Hinweise).

»Wir sind unzufrieden. Aber anders als nach dem 0:7, als wir das gesamte Spiel vergeigt haben.«
– Robin Dutt

Sparringspartner sehen anders aus. Verglichen mit der Begegnung in der Hinrunde sind deutliche Fortschritte im Spiel der Werderaner zu erkennen. Robin Dutts Arbeit trägt langsam aber sicher Früchte. »Noch sind wir rechnerisch nicht durch. Wir müssen aufpassen, dass wir nicht noch ganz unten reinrutschen. Deshalb wollen wir nächste Woche gegen Berlin ein richtig gutes Spiel zeigen«, gab Clemens Fritz nach dem Spiel zu Protokoll. Die 3:1-Niederlage des Hamburger SV gegen den FC Augsburg relativiert die Aussagen des Kapitäns heute: Werder Bremen wird auch in der kommenden Saison in der Bundesliga vertreten sein. Unseren Lesern dürfte heute ebenso wie uns selbst ein Stein vom Herzen gefallen sein. Eine anstrengende Saison findet damit zu einem erfreulichen Ende. Die von Robin Dutt geforderten 40 Punkte sind allerdings noch nicht erreicht und mit Blick auf das letzte Heimspiel der Saison hoffen wir mit Fritz auf ein letztes »richtig gutes Spiel« im Weserstadion. In diesem Sinne: ALLEZ LES VERTS!

Foto: Wellenbrecher. Danke!

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