Miele vs. Wiese

Wiese und Mielitz (Hackordnung-Archivbild, Quelle: werder.de)

Neben vielen schönen und sehr nostalgisch stimmenden Momenten warf Torsten Frings‘ Abschiedsspiel auch Fragen auf. Der frenetische Empfang, den das ausverkaufte Weserstadion Werders Ex-Keeper Tim Wiese beim »Last Game in Green« zu Teil werden ließ, hat offensichtlich nicht nur uns nachdenklich gemacht. Auch an Wiese selbst, in Hoffenheim nach wie vor strafversetzt in die berüchtigte »Trainingsgruppe 2«, ging die Welle der Begeisterung (»Wiese für Werder«) nicht spurlos vorbei: »Ich hatte eine Gänsehaut. Gigantisch, wie die Fans mich gefeiert haben.« Die Gerüchte ließen nicht lange auf sich warten und ein nicht beneidenswerter Thomas Eichin dementiert derzeit alle Gerüchte (»Die Torhüterdiskussion stellt sich für uns nicht. Daher muss ich Fragen zu einer Rückkehr von Wiese nicht kommentieren.«) und was die Geschehnisse des Wochenendes für unsere aktuelle Nummer 1, Sebastian Mielitz, bedeutet, ist eine ganz andere Frage. Sie werden jedenfalls kaum dazu geeignet sein, sein ohnehin häufig kritisiertes Selbstvertrauen zu stärken.

Wir sind ein wenig ratlos und fragen daher Euch:
Miele oder Wiese? Wen wollt Ihr perspektivisch im Bremer Tor sehen? Nutzt auch gerne die Kommentarspalte, wenn Ihr ausführlichere Gedanken zu dieser Frage (mit)teilen wollt.

[socialpoll id=“15171″]

 

Edit (12:30h):
Einen Kommentar mit dem Titel »Gefährliches Spiel mit Wiese« gibt es beim Weser-Kurier (auch dort werden die Leser befragt).

17 Kommentare

  1. Pingback: Umfrage: »Miele vs. Wiese« | Hamburg ist grün-weiß

  2. Ich verstehe nicht, warum sich diese Frage überhaupt stellt. Wiese war in seinen letzten beiden Jahren in Bremen schon nicht mehr besser als Mielitz und in seinen wenigen Auftritten bei Hoffenheim hat er mehr klare Fehler gemacht, als Mielitz in der gesamten letzten Saison. Ja, Wiese ist ein toller Typ und es freut mich, dass er bei seiner Rückkehr gefeiert wurde und nach wie vor beliebt ist in Bremen. Man hat ihm hier aber wegen seinen spektakulären Paraden und den Leistungen im vierfachen Derby 2009 auch eine Menge Fehler verziehen, während sein Nachfolger jede kleine Unsicherheit vorgehalten bekommt.

    Ein bisschen Retro-Stimmung und Nostalgie bei einem Abschiedsspiel mit vielen altverdienten Spielern ist ja schön und gut, aber dieses ewige in die Vergangenheit blicken ist für Werder der absolut falsche Weg. Nein, eine Rückkehr von Wiese würde uns kein bisschen weiterhelfen (egal, ob man von Mielitz überzeugt ist oder nicht), genauso wenig wie eine Rückkehr von Frings oder Schaaf. Zum Glück ist der Verein inzwischen weiter als manche Teile seiner Anhängerschaft und richtet den Blick nach vorne.

  3. Beim Frings-Abschiedsspiel ging es doch insgesamt darum, einer ganzen, wundervollen Werder Bremen-Generation Danke zu sagen.
    Dass dabei auch unsere ehemalige Nr. 1 Tim Wiese gelobt und gefeiert wird, versteht sich, trotz aller Eskapaden (Stichwort: Trainingsgruppe 2), als Werderaner von allein. Doch es sind 2 unterschiedliche Dinge ob ich 1. unseren ehemaligen Top Torhüter dafür feier, dass er jahrelang ein mehr oder weniger sicherer Rückhalt unserer Mannschaft wurde oder 2. ob ich gleichzeitig dafür plädiere Wiese wieder zu Werder zu holen. Die BILD verwechselt (oder will verwechseln?) den unterschied zwischen Respekt/Verabschiedung/Wehmut vor einem ehemaligen Topspieler sowie den Ruf nach einer Rückholaktion von Wiese.

    Ich bin da ganz bei Tobias, der Blick sollte nach vorne gehen! Ob Wiese ein so toller Typ ist, lass ich mal dahingestellt. Aber das hat absolut gar nichts mit seiner EHEMALIGEN Klasse im Tor von Werder zu tun.

  4. Ich war vorgestern auch im Stadion. Die Unterstützung von Wiese, der es bekanntlich nicht wirklich leicht hat in Hoffenheim, hat mich auch sehr gefreut und berührt. Er war das Spiel über ja fast der heimliche Star des Abends! Aber er hat kürzlich ja selbst gesagt, er wolle keine rechtlichen Schritte unternehmen, um wieder in die Mannschaft Hoffenheims zu gelangen, und werde bei der TSG bleiben. Mielitz ist momentan wirklich nicht überragend, macht immer mal wieder Fehler, die nicht sein müssen. Aber Wiese würde ich nicht zurückholen. Ein Abschiedsspiel ist keine Bundesligapartie! Die Stimmung vorgestern war klasse, aber Wiese würde nicht immer diese Unterstützung zuteilen werden. Er ist halt nicht mehr so gut wie früher, leider.

  5. @Tobias:

    Ich stimme Dir voll und ganz zu. Die Diskussion ist einerseits nostalgisch verklärt und andererseits auch ohne jeden Realismus (so wie ich Eichins Transferpolitik bisher einschätze, wird er Wiese auch zu günstigen Optionen nicht zurückholen). Man kann aber trotzdem zweierlei aus der Diskussion herauslesen: Einerseits hat Mielitz offenbar wirklich keinen Rückhalt in Bremen (was bedauerlich und perspektivisch leider auch kontraproduktiv ist) und andererseits sehnt sich ein großer Teil der Anhängerschaft nach wie vor einen Führungsspieler herbei bzw. zurück – und das wäre eine Aufgabe, die Wiese wie auf den Leib geschneidert ist.

    @Johecker:

    Jein. Wenn man »Wiese für Werder« skandiert, gibt es meiner Meinung nach nicht viel zu verwechseln – auch für die BILD nicht.

    • Die „Wiese für Werder“ Rufe waren definitiv zu hören, allerdings schienen sie wirklich nur von einem kleinen Teil der Fans zu kommen und waren deutlich leiser als die „Wiese für Deutschland“ Rufe (vielleicht sollte sich die Bild mal darauf stürzen…).

      Mielitz hat keinen großen Rückhalt bei den Fans, aber bei den Verantwortlichen scheint er ihn schon zu haben. Dutt hat sich ganz früh in der Vorbereitung für ihn als Nummer 1 entschieden und es gab in der Transferphase keinerlei Anzeichen, dass man einen Ersatz für ihn sucht. Warum also nun eine Woche nach Schließung des Transferfensters eine Diskussion über ein Thema, das sich beim Werder der Gegenwart überhaupt nicht stellt? Und warum Wiese und nicht Frings/Micoud/Diego/Naldo/Klasnic/Ailton/Schaaf?

      Als Beispiel für den mangelnden Rückhalt mal das Spiel in Gladbach: Als Werder das 1:4 kassiert hat und Mielitz beim Rauslaufen zu spät kam, wurde das als klarer Torwartfehler gewertet (mMn zurecht). Wiese ist in solchen Situationen ja gerne mal ähnlich weit aus dem Strafraum gekommen und in Gegenspieler und manchmal auch Ball reingesprungen. Gegen Bayern hat er sich so z.B. mal eine rote Karte eingefangen. Tenor bei den Fans hinterher: Ist ja klar, dass dem bei den vielen Gegentoren und der schlechten Abwehr mal die Lichter durchbrennen! Was bei Mielitz ein Fehler ist, wurde bei Wiese als positive Aktion (voll motiviert, will immer gewinnen) umgedeutet, obwohl es der Mannschaft durch die folgende Sperre noch mehr schadet als ein weiteres Gegentor. Ironischerweise hat Mielitz genau in den Spielen, in denen Wiese gesperrt war, seine bislang besten Leistungen gebracht…

      Beim Thema Führungsspieler würde ich dir übrigens widersprechen. Er wäre sicher ein Spielertyp, den viele Fans gerne wieder hier sehen würden, aber mMn ist Wiese kein Führungsspieler. Da haben es Torhüter ja sowieso immer schon etwas schwerer, weil ihr Einfluss auf dem Feld begrenzt ist. Wiese hat sich in meinen Augen aber auch nicht dadurch ausgezeichnet, dass er besonders viel mit der Abwehr kommuniziert oder sie organisiert hat. Neben dem Platz mag es anders ausgesehen haben, das kann ich schwer beurteilen.

      • Also Micoud hätte ich auch gerne zurück…
        Nee, jetzt mal ohne diese emotional-verklärte Nostalgie des vergangenen Wochenendes: Die Diskussion tut Mielitz und dem Team nicht gut. Faktisch wies er ja völlig zu Recht darauf hin, dass er in der öffentlichen Wahrnehmung zu schlecht wegkäme (und am Ende, so viel Selbstreflexion und Eigenkritik muss sein, haben auch öffentlich kommunizierte Meinungsbilder wie das hier einen Anteil daran, wie bescheiden der im Detail auch sein mag).

        Ich befürchte allerdings eine zunehmende Entkopplung der tatsächlichen Leistung Mielitz‘ und der latent negativ geprägten Bewertung. Mir scheint, als gewinne diser Prozess stetig an Dynamik und mit etwas Pech endet das in ’ner selbsterfüllenden Prophezeiung: Ohne Selbstvertrauen und Rückhalt wird Mielitz dann auch nicht mehr positiv überzeugen können. Was also tun? Zwei eigentlich offensichtliche Punkte fallen mir ein, nämlich a) die Lage ernst nehmen (das heisst auch: die Bedürfnisse der Fans) und b) beharrlich Fakten liefern, die vermeintlichen Fehler als Einzelfälle sezieren und auf ihren Kontext verweisen, also dorthin wo die ersten Fehler stattfanden (für Stammtisch und Boulevard zugegenermaßen unbefriedigende Maßnahmen).

  6. @(spe) Gab es diese „Wiese für Werder“-Rufe tatsächlich? Ich war leider nicht im Stadion, habe aber gehört, dass, wenn überhaupt, nur ein kleiner Teil des Ost Oberrangs diese Rufe von sich gab.

    Da Wiese bis 2016 3,5 Mio jährlich verdient, kann ich verstehen wenn er „kein Interesse daran hat (seinen) Vertrag aufzulösen“. Ich schätze Wiese nicht so ein, dass er auf einen Großteil seines Gehalts verzichten würde und es passt auch tatsächlich nicht zu Eichins Transferpolitik. Von daher ist die Diskussion eigentlich hinfällig.

    Nur weil andere Mannschaften das Glück hatten, junge Torhüter (Ullreich, Ter Stegen. Zieler, etc.) in das kalte Wasser Bundesliga zu schmeissen, und es auf anhieb teilweise sehr gut funktionierte, heisst dies nicht, dass Mielitz ein schlechter Torhüter ist nur weil er offensichtlich eine längere Anlaufzeit benötigt.

    Es sind sich ja wohl alle, im Sinne der Mannschaft, einig, Mielitz gerade jetzt so gut es geht zu unterstützen!

    • @Johecker:

      Das Verhältnis zwischen Medien und Mielitz (und daraus ja auch irgendwie resultierend: zwischen Fans und Mielitz) ist so ’ne Sache. Dass es Probleme in der Wahrnehmung gibt, ist nicht neu: » Mielitz ärgert das. Er findet, dass er in der öffentlichen Wahrnehmung zu schlecht wegkommt.« (Weser-Kurier, letztens). Dass diese Angelegenheit jetzt aber – noch dazu an einem Feiertag – solche Blüten treibt, ist bedenklich.

    • Bei Mielitz könnte man sogar noch einwenden, dass er ja gar nicht auf Anhieb ins Wasser geworfen wurde, sondern ein paar Jahre lang als Nummer 3 und später Nummer 2 langsam herangeführt wurde. Vielleicht hätte man ihn schon ein oder sogar eineinhalb Jahre früher zur Nummer 1 machen sollen und es hätte besser geklappt. (Das ist zwar spekulativ, aber nicht mehr oder weniger als eine Behauptung, dass es mit Wiese heute besser laufen würde.)

      Neuer und Adler wurden damals mitten in der Saison zu Stammtorhütern und für sie wurden Butt und Rost auf die Bank gesetzt, die ja nun auch keine ganz schlechten waren (Butt war ja später noch Stammtorwart bei den Bayern und im Kader der Nationalmannschaft).

  7. Ich schliesse mich Tobias an. Ich finde es echt aergerlich, dass diese Diskussionen immer wieder hoch kochen. Wiese war zum Ende seiner Zeit in Bremen nicht so gut, wie er heute gerne gemacht wird, ich sage nur: hohe Baelle. Wiese hat vor allem davon gelebt, dass er immer wieder Unhaltbare abgewehren konnte, die witzigerweise laenger im Gedaechtnis haften blieben als seine zahlreichen Boecke. Juve anyone?

    Ich habe langsam das Gefuehl, dass Mielitz die gleiche Rolle bekommt, wie sie Hunt vor einiger Zeit inne hatte: die des Suendenbocks. Die Stimmung ist schon so gegen ihn gekippt und immer mehr springen auf den Zug auf und schlagen auf Miele ein. Aber wir Fans in Bremen sind ja auch so anders, nicht wahr? Mobbing kennt man nur von anderen Vereinen, das kann uns ja nicht passieren. Hier sollten einige, die auf Facebook und Twitter ihre Meinung aeussern sich und ihre Aussagen mal hinterfragen.

    • Danke für diesen Kommentar, Stephen. Es ist das Leid des Torwarts hinter einer bestenfalls mangelhaften Viererkette an jenen Toren gemessen zu werden, deren Kausalkette an ganz anderer Stelle begann. Die Diskussion über Wiese ist keine rationale, denke ich. Sie ist eine psychologische.

  8. Pingback: #Link11: Auf der Schafsinsel fast an den Zuckerhut | Fokus Fussball

  9. Pingback: Umfrage: »Miele vs. Wiese« | vert et blanc

Schreibe eine Antwort