Wo viel Licht ist, ist bekanntlich auch starker Schatten. Viktor Skripnik und die von ihm reformierte Mannschaft stehen dieser Tage allerorten im Rampenlicht – und das auch völlig zu Recht: Werder brennt und Fans und Medien brennen ebenfalls. Weniger im Fokus befinden sich die Co-Trainer Torsten Frings und Florian Kohfeldt und Torwart-Trainer Christian Vander (obwohl es lobenswerte Ausnahmen gibt).
Im Schatten verharrt derzeit Thomas Eichin. Und dies nicht einmal mit Blick auf die mediale Aufmerksamkeit an sich, sondern vor allem hinsichtlich der Bewertung seiner bisherigen Arbeit: In Presse und sozialen Medien wird Werders Geschäftsführer seit geraumer Zeit immer wieder Zielscheibe für teilweise ungerechtfertigte Kritik. Und das, obwohl Eichin im Rahmen der bekanntermaßen beschränkten Möglichkeiten einen großartigen Job macht. Das soll zumindest im folgenden Beitrag argumentiert werden.
Aktueller Anlass für einen solchen Versuch sind zum einen sein ausführliches und sehr lesenswertes Interview in der Kreiszeitung sowie Eichins heute öffentlich kommunizierten Einschätzungen zum Stand der Verhandlungen mit Zlatko Junuzović. Bei letzteren gibt sich der gebürtige Freiburger überraschend zuversichtlich: »Ich bin mir sicher, dass wir im Spiel sind. Und ich bin mir sicher, dass es uns gelingen wird, dass sich Zlatko für uns entscheidet.« Umgehend greifen Beißreflexe in den (sozialen) Medien – Thomas Eichins Kompetenzen werden in Frage gestellt, dem Geschäftsführer Sport nicht zum ersten Mal generelle Unfähigkeit attestiert (dabei wird häufig auf seine fußballferne Vergangenheit als Manager der Kölner Haie verwiesen), die Art und Weise seiner Arbeit kritisiert (etwa das Scouting mit Hilfe spezialisierter Software) und nicht zuletzt sein Rückhalt im Verein in Frage gestellt.
Keine Frage: Thomas Eichin lehnt sich mit solchen Äußerungen wie zur Causa Junuzović (ungewöhnlich) weit aus dem Fenster – aber der geneigte Beobachter sollte ihm hierbei zumindest die Professionalität zugestehen, den Kontext solcher Äußerungen realistisch einschätzen zu können. Ein verbessertes Angebot (etwa durch die Verschiebung künftiger Bezüge Sebastian Prödls zugunsten Junuzovićs – was, nebenbei bemerkt, auch die gereizten Reaktionen Prödls erklären könnte) gepaart mit der aktuellen sportlichen Tendenz des Vereins könnten tatsächlich den entscheidenden Ausschlag im Transferpoker geben – und dann wäre das ex post eine ziemlich coole Aktion und ein starkes Statement des »Iceman« Eichin gewesen. Wir werden uns noch ein wenig gedulden müssen: mit einer Entscheidung Junuzovićs ist nach derzeitigen Einschätzungen im Laufe der kommenden Woche zu rechnen.
Hier folgt eine kurze Aufstellung der (Transfer-)Aktivitäten Thomas Eichins – ungeachtet der Tatsache, dass sich Fakten nur selten zur Widerlegung einmal etablierter Vorurteile eignen. Einen Versuch ist es dennoch wert: Der Versuch einer Apologie, die Werders Geschäftsführer eigentlich nicht nötig haben sollte. Der Einfachheit halber (und notwendigerweise höchst subjektiv) entlang der Kategorien »Plus«, »Plus/Minus« und »Minus« bilanziert:
Plus (1/2)
Als grundsätzlich positiv bewerten wir die Verpflichtungen von
- Franco di Santo (ablösefrei),
- Santiago García (EUR 1,5 Mio.),
- Alejandro Gálvez (ablösefrei),
- Fin Bartels (ablösefrei),
- Luca Caldirola (EUR 2,25 Mio.) und jüngst
- Jannik Vestergaard (EUR 2,5 Mio.) sowie die Leihe von
- Levin Öztunali (Leihgebühr: EUR 200.000). Auch die Verpflichtung
- Rouven Schröders (als Direktor Profifußball und Scout) gilt zu Recht als geschickter Zug Eichins.
- Edit (13.02.15): #junobleibtbremer!!
Thomas Eichin behielt darüber hinaus einen kühlen Kopf im Zuge der Dutt-Demission samt anschließender Berufung des Teams um Viktor Skripnik. Eichin gab sich nach Dutts Entlassung selbstkritisch und räumte ein, zwischenzeitlich zu nah am Cheftrainer gewesen zu sein. Die folgerichtige Distanzierung (etwa sein Wechsel von der Trainerbank auf die Tribüne während der Spiele) wurde Eichin teils böswillig als Ablehnung Viktor Skripniks unterstellt.
Plus/Minus
Als durchwachsen muss man heute die Verplichtungen von
- Cédric Makiadi (EUR 3 Mio., allerdings expliziter Wunschspieler Robin Dutts und damit nur bedingt Eichins Bilanz zuzurechnen),
- Nils Petersen (EUR 3 Mio., war bereits unter Klaus Allofs Leihspieler) und
- Izet Hajrovic (ablösefrei) sehen.
Dabei sollte allerdings berücksichtigt werden, dass Verpflichtungen (selbst unter Bedingungen intensiven Scoutings) immer und notwendig latent unsichere Wetten auf eine ungewisse Zukunft sind.
Kontrovers wurde auch das vermeintliche »Torwarttheater« diskutiert. Ohne hier ins Detail gehen zu wollen: Sollte Felix Wiedwald im Sommer zum SV Werder zurückgeholt werden können, entwirrt sich der Transferknoten signifikant: Der auf die Rückrunde befristete Zugang Koen Casteels’ sowie die Leihen von Richard Strebinger und Raif Husic erscheinen dann nur folgerichtig – Husic war übrigens auch expliziter Wunschtorwart Robin Dutts und sein Potential wird vom aktuellen Torwarttrainer Christian Vander anders beurteilt. Grundsätzlich sollte an dieser Stelle noch einmal das Offensichtliche explizit betont werden: Thomas Eichin trifft Transferentscheidungen nicht alleine.
Minus
Auf der negativen Seite der Bilanz muss – Stand jetzt – der Kauf Ludovic Obraniaks (EUR 1,5 Mio.) verbucht werden, weil der Spieler weder unter Robin Dutt noch unter Viktor Skripnik Fuß fassen konnte. Eichin konnte diese Fehleinschätzung jedoch durch eine Leihe Obraniaks zumindest anteilig relativieren. Was den Fokus abschließend auf weitere positive Faktoren wirft: Die Entlastung der Payroll.
Plus (2/2)
In Zeiten knapper Kassen gehört nicht zuletzt die Minimierung der größtenteils von Klaus Allofs verschuldeten hohen Gehaltskosten zu den unbedingt nennenswerten Leistungen Thomas Eichins:
- Nils Petersen (Leihgebühr: EUR 200.000),
- Ludovic Obraniak (Leihgebühr: EUR 200.000),
- Eljero Elia (Leihgebühr: EUR 500.000),
- Mehmet Ekici verkauft (EUR 1,5 Mio.),
- Joseph Akpala (Leihgebühr: EUR 200.000),
- Johannes Wurtz (Leihgebühr: EUR 250.000) und
- Niklas Füllkrug (Leihgebühr: EUR 300.000).
Die Leihen von
- Oliver Hüsing und
- Martin Kobylanski (Leihgebühr: EUR 200.000)
dienen vorrangig der Spielerentwicklung.
Die konsequente Anbindung der Jugendspieler wäre eine eigene Diskussion wert, von der wir an dieser Stelle absehen wollen; nicht zuletzt, weil sie die Personalie Eichin (verglichen mit den anderen Transfermarktbewegungen) eher marginal berühren.
Ein (Zwischen-)Fazit
Unsere Aufstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wir überlassen ein abschließendes Urteil unseren Leser_innen. Es ist uns bewusst, dass einzelne Transferaktivitäten anders beurteilt werden können. Kommentare und Ergänzungen sind explizit erwünscht.
(alle Zahlen via Transfermarkt.de)
Grundsätzlich einverstanden, nur ein Punkt fehlt mir komplett: Eine ausführlichere Diskussion der Entscheidung für Robin Dutt. Ihr erwähnt nur seine Demission, die ich ebenfalls in der Art und Weise in Ordnung fand. Wenn man allerdings Bilanz zieht, muss die Entscheidung für Dutt mindestens ein dicker Posten unter plus/minus sein angesichts des sportlichen Stillstands, je nach Position sogar unter minus (wozu ich nicht neige).
Ich gebe Dir völlig Recht: Dutts Berufung und Entlassung ist ein zentraler Punkt für so einen Bilanzversuch. Aber auch für sich so komplex und vieldimensional, dass wir ihn bewusst nicht aufgenommen haben. Wir haben den Punkt aber diskutiert und hätten ihn aber (so viel sei verraten) unter »plus/minus« einsortiert: Weil der Bruch mit Schaaf ebenso bitter wie notwendig war (+), die Wahl Dutts aber nicht alternativlos und mutmaßlich Eichins Präferenz (–). Und sportlicher Stillstand stimmt ja nur so halb: spielerisch auf jeden Fall (––), aber hinsichtlich der körperlichen Fitness durchaus fortschrittlich (+). Die Fitness spielte bei der letzten Siegserie ja auch durchaus ’ne Rolle…
So viel in Andeutungen. Sie es uns aber bitte nach, dass wir das Dutt-Fass hier nicht aufmachen wollten.
Ich finde die Intention des Artikels gut (bewerte Eichins Arbeit unter den gegebenen Bedingungen auch insgesamt als gut) und gehe auch mit vielen der Aussagen konform. Zwei Dinge finde ich aber ein wenig problematisch:
1) In der Argumentation geht ihr mMn teilweise den gegensätzlichen Weg einiger Eichin-Kritiker: Alles, was unter Plus steht, wird Eichin uneingeschränkt zu Gute gehalten, was unter Plus/Minus bzw. Minus steht, wird dagegen relativiert und auf „mildernde Umstände“ hingewiesen. Ein Beispiel: Den Makiadi-Transfer (den ich – Stand heute – eindeutig unter Minus einordnen würde) rechnet ihr nur bedingt Eichins Bilanz zu. Wenn er hier voll eingeschlagen hätte, bin ich mir ziemlich sicher, dass er uneingeschränkt auf der Plus-Liste stehen würde. Die Rolle der Trainer Dutt/Skripnik bei den positiven Transfers wird ja auch nicht weiter beleuchtet. Das finde ich ok, denn Transfers sind immer ein Team-Effort und es gibt sicherlich bei allen Verpflichtungen mehrere Personen, die Einfluss auf die Entscheidungen treffen. Eichin ist aber letztlich für die Transfers und für sein Personal (Trainer/Scouts/Schröder/Baumann) verantwortlich. Deshalb sollte man mMn entweder durchgängig Eichin die Verantwortung für die Transfers zurechnen oder (was wesentlich schwieriger ist) auch bei den gelungenen Transfers genau beleuchten, wer in welcher Form an den Transfers beteiligt war.
2) Ihr habt einen aus meiner Sicht wesentlichen Punkt weggelassen, nämlich welche Spieler(typen) Eichin NICHT gekauft bzw. verkauft hat. Das ist aber ein wesentliches Argument einiger Eichin-Kritiker und ebenfalls ein wichtiger Teil der Kaderpolitik. Ein mehrfach gehörter Vorwurf (den ich zumindest ansatzweise teile) ist, dass Eichins Kaderpolitik zu sehr auf Gelegenheiten und zu wenig auf den konkreten Bedarf ausgelegt ist/war (hierzu gab es im Worum eine sehr interessante Diskussion mit einer guten Argumentation von @estadox, die ich leider nicht mehr finde). Ein Beispiel hierfür ist der Hajrovic-Transfer. Der Spieler ist hochtalentiert und war ablösefrei. Die Gelegenheit war also super. Er ist aber auch ein Rechtsaußen, spielte also auf einer Position, die es in Dutts im Sommer vorgesehenen System nicht gab. Zudem musste man mit Elia schon einen weiteren Außenstürmer positionsfremd einsetzen. Im Endeffekt wurde Hajrovic von Dutt dann im 4-4-2 im rechten Mittelfeld, im linken Mittelfeld und auf der 10 eingesetzt. Der Spieler zeigte sich dann relativ verwundert darüber. Auf der anderen Seite gab/gibt es auf einigen Positionen recht offensichtlichen Bedarf, ohne dass man den Eindruck hatte, dass gezielt Spieler dafür gesucht, geschweige denn verpflichtet wurden.
Das ist bei dem geringen Transferbudget natürlich auch sehr schwierig, Lösungen zu finden, bei denen alles passt. Eichin muss gleichzeitig schließlich auch noch einige Altlasten seines Vorgängers abwickeln und das geht leider nur über Geschäfte, an denen Werder bestenfalls mit einer Null, häufig aber mit einem Minus herauskommt. Sportlich wäre ein konsequenterer Umbruch vermutlich besser gewesen, aber ob das wirtschaftlich zu stemmen gewesen wäre, will ich nicht beurteilen. Trotzdem kann ich die Leihgeschäfte aus dem Winter beim besten Willen nicht unter Plus verbuchen. Da wurden kostspielige Versäumnisse aus dem Sommer repariert. Ich hätte mir da jeweils mehr als eine Leihe gewünscht. Im schlimmsten Fall muss Eichin im Sommer alle drei erneut loswerden.
Unterm Strich komme ich aber trotz dieser Punkte auch zu einer positiven Bilanz und finde die geäußerte Kritik vielfach überzogen oder auch schlicht nicht zutreffend.
Danke für die Ergänzungen. In beiden Punkten stimme ich Dir zu. Vielleicht findet der @estadox seine Argumentation im Worum und fügt sie hier ein? Spannend wäre es allemal (und für eine noch differenziertere Bilanz fraglos hilfreich…).
Welche Spieler hast Du denn bei Punkt 1 im Sinn?
Via Twitter gabs schon den Link zum entsprechenden Beitrag, hier füg ich ihn der Vollständigkeit halber auch nochmal ein: http://www.worum.org/threads/11464-Sebastian-Pr%C3%B6dl?p=8974955&viewfull=1#post8974955
Ursprung des Posts war eine Worum-Diskussion im Dezember. Dabei ging es um die Qualitäten einzelner Spieler in Werders Kader sowie die (zwangsläufige) Frage nach der Erstligatauglichkeit. Beispielhaft ging es dabei um Lukimya und Prödl.
„Prödl ist als Stammspieler schon völlig ok für unsere aktuelle Situation, da seh ich das Problem nicht. Das Problem ist einfach die völlig unausgegorene Kaderzusammenstellung. Wir haben wenige Spieler, die an und für sich „zu schlecht“ sind. Eigentlich – mMn – nur Wolf und Lukimya. Wir haben mit Gálvez und Di Santo sogar zwei Spieler, die in ihren jeweiligen Mannschaftsteilen höheres Niveau verkörpern.
Das Problem ist, dass wir etliche Spieler haben, die nicht oder nur bedingt als Stütze taugen und keinen Spieler haben, der unsere diversen – imo durchaus interessanten – Puzzleteile verbindet. Stattdessen holen wir seit Jahren immer wieder neue Puzzleteile, die an manchen Ecken zwar passen, allerdings immer noch nicht das dringend benötigte Verbindungsstück darstellen.
So brechen wir dann in schöner Regelmäßigkeit ein, weil wir zu abhängig von den Einzelleistungen unserer Spieler sind, da das Team als solches nicht geschlossen agiert und funktioniert. Wir hatten bspw. selbst zu Sokratis‘ Zeiten keinen guten Defensivverbund, ganz im Gegenteil. Sokratis‘ taktisches Verhalten passte weder zu seinen Neben- noch zu seinen Vordermännern und so war er zwar individuell unser stärkster IV seit Merte, hat aber wenig dazu beitragen können, die Defensive als solche zu stabilisieren. Genauso war und ist De Bruyne ein individuell verdammt starker Offensivspieler, konnte hier aber nur wenig zu einem funktionierenden Offensivspiel beitragen. Er glänzte durch seine individuelle Klasse und Einzelaktionen, war aber insgesamt schwach eingebunden. Ebenso sah es bei Hunt letztes Jahr aus: Ball nach vorne bolzen, irgendwie zu Hunt bringen und dann mal gucken, was er damit so anstellt.
Wir müssen endlich mal weg von dem Gedanken kommen, uns einen starken Individualisten nach dem anderen anzulachen. Hajrovic ging schon wieder in ’ne ähnliche Richtung: Der hat mMn starke Anlagen, wir sind aber überhaupt nicht in der Lage, ihn hier anständig einbinden zu können und so läuft er einfach nebenher, kommt nicht in Fahrt und hilft uns aktuell kein Stück weiter.
Makiadi war ebenfalls ein solcher sinnloser Transfer: In Topform ist er (bzw. war es zum Zeitpunkt der Verpflichtung) ein Upgrade zum vorhandenem Personal auf der 8. Einen 6er hatten wir aber – damals wie heute – nicht oder nur in unbefriedigender Qualität im Kader.
Wir können auch mit Prödl neben Gálvez guten Fußball spielen, wenn wir dann einen besseren TW, LV, DM und/oder R/LZM hätten. Haben wir aber nicht. So fallen Prödls Schwächen stärker ins Gewicht, weil der Torwart hinter ihm keine gescheiten Ansagen bringt, ständig im Rauskommen zögert und nicht anständig mitspielt. Außerdem ist der DM im Spielaufbau keine große Hilfe und die Spieler auf den Halbpositionen arbeiten mehr schlecht als recht defensiv mit.
So sind wir dann – schon wieder – zu sehr von Einzelspielern abhängig: Von Gálvez, dass er unseren Spielaufbau (mit)trägt, von Kroos, dass er einen seiner besseren Tage hat, von Junuzovic, dass er seine Defizite durch mehr Effizienz im Vorwärtsgang ausgleicht (Stichwort: Standards) und von Di Santo, dass er die dürftig vorgetragene Angriffe durch seine Klasse aufwertet und aus Halbchancen Tore erzielt.
Fällt dann Di Santo aus, krankt es im Offensivspiel und eine, eigentlich durchaus passende, Defensivtaktik gegen den HSV geht nicht auf, weil wir offensiv keinerlei Zug zum Tor entwickeln können, da Hajrovic und Petersen beschissen ins Spiel eingebunden sind und im Formloch stecken. Hinten bringen wir uns dann um immerhin einen Punkt, weil Torwart und Innenverteidigung von Spielern besetzt sind, die entweder eigentlich nur Ersatz sind (Lukimya) oder höchstens Ersatz sein sollten (Wolf).
Gegen Paderborn war es dann anders: Mit dem Publikum im Rücken entwickelt man Wucht, weil die Einstellung und das Selbstvertrauen stimmen, der Gegner uns die Räume lässt und man durch Standards vom stark agierenden Junuzovic dem Gegner jeweils zum richtigen Zeitpunkt den Wind aus den Segeln nimmt, selber an Sicherheit gewinnt und am Ende hochverdient den Gegner abschießt.
Gegen Frankfurt fehlt dann jener Abwehrspieler, von dem wir in Windeseile abhängig geworden sind, der DM ist überfordert, die Spieler auf den Halbpositionen agieren hochgradig dämlich und der „Abwehrchef“, der 20 Minuten lang schon völlige Grütze gespielt hat, verletzt sich bei einem Foul auch noch selbst.
Konsequenz: Der Spielaufbau liegt brach, weil wir einen altbackenen und nicht bundesligatauglichen Mann im Tor und einen ebenfalls nicht bundesligatauglichen IV davor haben. Der IV daneben ist zwar besser am Ball, aber auch noch lange nicht so weit, eine Abwehr zu stabilisieren. Der LV daneben ist seit Saisonbeginn völlig neben der Spur und taktisch immer noch schwach. Der DM davor agiert passiv und dann peitscht man einen eh schon vor Selbstbewusstsein strotzenden Gegner durch dämlichste Patzer auch noch weiter auf. Konsequenz hier: Man gerät unter die Räder.
Hätte man ein stabileres Gesamtgefüge, könnte man die Ausfälle von Einzelspielern auch besser auffangen. Denn das werden wir immer wieder müssen, genauso wie jedes andere Team auch. Wir können es uns nicht leisten, jeden unserer Spieler mit gehobener Qualität gleichwertig ersetzen zu können (Stichwort: Di Santo/Ruiz). Wir müssen uns so aufstellen, dass es nicht an einzelnen Spielern liegt, ob wir entweder völligen Murks spielen oder mithalten und punkten können.
Um die Kurve zu Prödl zu kriegen: Ihn sollte man jetzt ersetzen, weil er weder verlängern will, noch zum Rückrundenbeginn fit ist. Ansonsten wäre die IV Position in meiner Prioritätenliste deutlich hinter DM und TW gewesen. Nun ist sie gleichauf mit einem DM, denn mit Lukiyma als Stammspieler sind wir nicht konkurrenzfähig und darauf bauen, dass Luca sich endlich wieder fängt, können wir in unserer jetzigen Lage nicht. Gleich danach sollte man zusehen, endlich auch einen bundesligatauglichen Keeper zu bekommen. Ob das nun durch eine unerwartet schnelle Weiterentwicklung von Husic/Strebinger geschieht oder durch einen Neueinkauf, ist mir wurscht. Wolf wird uns regelmäßig Punkte kosten und trägt deutlich zur Verunsicherung der Defensive bei.
Weiterhin ist es essenziell, dass wir uns endlich einen starken DM angeln. Kroos ist ein ordentlicher BU, mehr aber nicht, dafür fehlt es ihm an Handlungsschnelligkeit. Bevor hier wieder die „das können nur Topteams“-Leier anfängt: Weder Baumgartlinger noch Baier haben viel gekostet, beide würde ich hier mit Kusshand nehmen, weil sie eine klare Verstärkung wären.“
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Ein Artikel, der mir aus der Seele spricht.
Während in Wolfsburg Klaus Allofs für den Transfer von André Schürrle in den Himmel gelobt wird, kritisiert man hierzulande Thomas Eichin.
Sieht man genauer hin, erkennt man, dass Allofs lediglich den „Money-Cheat“ benutzt. Da ist es keine Kunst, starke und interessante Spieler zu verpflichten. Und Eichin? Der Ärmste muss den Aufsichtsrat für ein paar Millionen anbetteln. Da er diese nicht zugesprochen bekommt, werden die „kreativen Lösungen“ (Zitat Eichins) getätigt. Nicht immer erfolgreich, wie ihr ganz richtig auflistet, aber mit einer dennoch akzeptablen Trefferquote.
Hinzu kommt nun, dass er (und vermutlich andere) es geschafft hat, Zlatko Junuzovic dauerhaft an der Weser zu halten. Diese Leistung ist in meinen Augen mindestens genauso hoch anzurechen wie beispielsweise ein Transfer di Santos. Glaubt man übereinstimmenden Medienberichten, so hatte Junuzovic Angebote von sportlich und finanziell besser aufgestellten Teams. Diesen Punkt müsst ihr auf eurer Plusliste noch erweitern ;)
Man muss bei der Beurteilung von Managern relativieren. Wie sind die Voraussetzungen? Was wird gefoerdert? Was ist möglich?
Schaut man da etwas über den Tellerrand, so dürfte das Eichinurteil positiv ausfallen. Wenn auch nicht zu 100%.
Die Sache mit Junu lag ja in der Luft… kaum auszudenken was passiert wäre, hätte er heute nicht unterschrieben (wobei klar sein dürfte, dass sich TE dann nicht so aus dem Fenster gelehnt hätte…). Ganz stark, jedenfalls.
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