Ein weiteres Fundstück im Anschluss an die beiden letzten Posts, »Postnationale Unfähigkeiten und fleißige Ultras« und »Ultras liberali – mehr Freiheit für die Kurve«, zu finden in der aktuellen Bahamas, dem Fachblatt für Fußballkultur:
»Entsprechend kritisiert man […] vom Standpunkt der Fußballkultur und ihrer altwürdigen Traditionen aus und setzt sich so für den Erhalt lokaler Verwurzelung ein. Wo Bindungen so eminent wichtig werden, sind Banden nicht fern. [Es werden] nicht von ungefähr jene Ultras glorifiziert, die gegen den ›modernen Fußball‹ unverbrüchliche Vereinstreue setzen und ihr Spiel auf den Rängen (Choreographien, Bengalos etc.) wichtiger nehmen als das eigentliche, das auf dem Rasen stattfindet. Ultra-Vorbild ist Italien: Dort wird der zivilisatorische Fortschritt des Sports, dass sich Regionen und Stadtstaaten nur noch symbolisch im Ballspiel bekriegen, durch die Ultra-Bewegung wieder kassiert; der Krieg der Lokalrivalen fordert wieder echte Tote und Verletzte. Was die Pyros nicht verdecken können: Die Stadien leeren sich mittlerweile dramatisch, das Spiel wird für viele Italiener zum reinen Fernseh-Event, womit die Ultras den Fußball wiederum moderner gemacht haben, als es selbst den Verbänden und der Werbeindustrie lieb sein kann.«
Claudia Dreier: Die Fahne ab! Zu einem Fall antideutscher Volkspädagogik, in: Bahamas 65 (Winter 2012/13), S. 38 – 40, hier: S. 40.
Edit: Zum Textarchiv »Für mehr modernen Fußball«
(Überblicksseite über sämtliche Artikel zum Thema).
Pingback: »… keine Treue gegen die Menschen.« | Hamburg ist grün-weiß