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Knapp vorbei

kurve

»I am the Resurrection.«
– The Stone Roses
»Letzte und diese Woche hat man gesehen, dass wir zu einhundert Prozent konzentriert in die Partien gehen. Wir wissen was wir können, deshalb glauben wir an uns.«
– Clemens Fritz

Ambivalenz beim Abpfiff. Es steht nach einem spektakulären Spiel 1:1 im Weserstadion. Zwar fällt uns ein Stein vom Herzen (weder eine Packung gegen den Champions League-Aspiranten noch eine unverdiente Last Minute-Niederlage), aber absurderweise überwiegt beim Gang aus dem Stadion die Enttäuschung: Werder versäumt es, sich für die vielleicht ansprechendste Leistung der laufenden Saison mit einem mehr als verdienten verdienten Siegtreffer zu belohnen. Und verliert dadurch wertvolle Punkte im direkten Vergleich mit der Konkurrenz im Abstiegskampf.

Werder spielt…

»Man erkennt so langsam unsere Spielphilosophie.«
– Clemens Fritz
»Das war wirklich eine starke Leistung, über 90 Minuten gesehen vielleicht sogar die stabilste der Saison.«
– Thomas Eichin

Von Beginn an übernahm Werder die Regie vor einem begeisterten Heimpublikum, das über neunzig Minuten eine ungewohnte spielerische Leichtigkeit präsentiert bekam: Defensiv stand man über weite Strecken der Partie sehr solide, der zuletzt so treffsichere Klaas-Jan Huntelaar blieb hierbei größtenteils unsichtbar. Die Grünweißen kamen gut in die Zweikämpfe, was sich positiv sowohl aufs Pressing als auch aufs Umschaltspiel auswirkte. Zudem scheinen mehr und mehr Routinen im Spielaufbau der Raute zu greifen, was das Passspiel ungewohnt sicher und fluide machte – »da sieht man auf einmal Sachen auf dem Platz, die wir schon seit acht, neun Monaten trainieren«, resümmierte Robin Dutt nach Ende der Partie. Paradigmatisch dafür ist der Spielzug in der 15. Minute, als Zlatko Junuzovic den Ball hoch zu Eljero Elia passt, der ihn sicher annehmen und anschließend gegen drei Schalker behaupten kann – um schließlich die Schnittstelle für Franco di Santo zu finden und genau zu bespielen. Der Stürmer verwandelt die Vorlage indem er Keeper Ralf Fährmann tunnelt – Euphorie im Weserstadion! Elia dokumentierte diese und weitere Szenen des Spiels freundlicherweise höchstpersönlich auf seinem Video-Kanal bei YouTube.
Schon zwei Minuten später war es wiederum di Santo, der dem Spiel einen möglicherweise vorentscheidenden Dreh hätte geben können: Fährmann kann den Torabschluss des Argentiniers aber gerade noch an den rechten Torpfosten lenken.

… und belohnt sich nicht.

»Wenn uns vor dem Spiel ein 1:1 angeboten worden wäre, hätten wir glaube ich alle sofort unterschrieben. Jetzt sind wir allerdings etwas enttäuscht. Ein Sieg wäre meiner Meinung nach drin gewesen.«
– Sebastian Prödl
»Ich hätte es vor dem Spiel nicht für möglich gehalten, dass ich heute mit einem Punkt unzufrieden sein würde.«
– Robin Dutt

Und damit sind wir auch bei den Problemen des Spiels: Der nach wie vor nicht ausreichenden Chancenverwertung. Und der Leistung des Schiedsrichters, Peter Sippel. Während das Spiel bei hohem Tempo lange Zeit hin- und herwogte, war es insbesondere in der Schlussphase der SV Werder, der (die nur auf dem Papier überlegenen) Gäste am Rande der Niederlage hatte. Nur der glänzenden Paraden Fährmanns ist es zu verdanken, dass Schalke am Samstag einen Punkt aus dem Weserstadion mitnehmen konnte. Werder mangelte es dagegen an Kaltschnäuzigkeit; sowohl aus dem Spiel heraus als auch bei den zahlreichen Standards am Ende der Partie. Die mangelnde Sicherheit im Abschluss ist ein bekanntes Problem der Mannschaft – aber es besteht berechtigte Hoffnung, dass mit steigendem Selbstvertrauen durch gleichsam attraktives wie erfolgreiches Spiel auch hier Besserung zu erwarten ist.

Inkonsistenzen

»Herr Sippel hatte heute nicht seinen besten Tag.«
– Robin Dutt


Noch ein Wort zur Leistung des Unparteiischen. Man wird in diesem Blog lange suchen müssen, wenn man Schiedsrichterschelte finden möchte. Ein Umstand, der wohl nicht zuletzt der zivilisierenden Wirkung des tollen »Collinas Erben«-Podcasts geschuldet ist. Am Samstag ließ Peter Sippels Taktik aber über 90 Minuten Fragezeichen zurück: Dass der Münchener hüben wir drüben mehr oder weniger strittige Strafstöße (dass das Strafraum-Foulspiel gegen Sebastian Prödl ein deutlicherer Elfer als das vermeintliche Foulspiel Santiago Garcías war, rechne ich der Subjektivität der Stadionperspektive zu) nicht gewährte, mag sich aus Perspektive eines Fans neutralisieren – Sippels eigenen Ansprüchen dürfte das indes nicht genügen. Dass Sippel mit Blick auf Verwarnungen keine einheitliche Linie erkennen ließ und dazu in der Vorteilsgewährung kein glückliches Händchen bewies, muss an dieser Stelle deutlich kritisiert werden. Die ungenügende Leistung des Unparteiischen ging deutlich auf Kosten des Bremer Aufbauspiels: »Er hat die Mannschaft in einer wichtigen Phase enorm verunsichert. Da hat man richtig gemerkt, dass die Jungs nicht mehr wussten, wie sie hingehen sollten«, gab Thomas Eichin zu Protokoll. Und auch Robin Dutt, zwischenzeitlich mit einem Fuß auf der Tribüne, untermauert die Kritik: »Herr Sippel hatte heute nicht seinen besten Tag. Er hat in einer Phase, in der wir fast alle Zweikämpfe gewonnen haben, viele 50:50-Situationen gegen uns gepfiffen. Daraus ist dann auch ein Tor gefallen. Das waren aber alles keine gravierenden Sachen. Das Franco für diese Situation allerdings eine gelbe Karte bekommt und auf der anderen Seite der Schalke für die gleiche Aktion nur ermahnt wird, ist ärgerlich.« Franco di Santo wird nächste Woche gegen Mainz 05 fehlen, in der 27. Minuten kassierte er durch unnötiges Stören eines Freistoßes die fünfte gelbe Karte.
Dass wir mit diesem Eindruck nicht alleine sind, belegt übrigens der Blick in Steffens Spielbericht: »Der Mann an der Pfeife hat diesem Spiel seinen Stempel aufgedrückt, weil er insgesamt mit einer nicht erkennbaren Linie agierte. […] Die Szene, die mich endgültig auf die Palme brachte, war eine Kontersituation, in der Werder in Überzahl auf dem Weg zum 2:1 war.« Solche Schiedsrichterleistungen sind bitter. Und glücklicherweise selten.

Honourable Mentions: Cedric Makiadi, Eljero Elia und Franco di Santo. Robin Dutt.

Weiterspielen!

»Wir müssen jetzt das Selbstvertrauen aus diesen beiden Spielen mitnehmen, die Spannung hochhalten und fokussiert bleiben.«
– Clemens Fritz
»Wir dürfen uns noch nicht ausruhen.«
– Thomas Eichin
»There’s no excuses my friend,
let’s push things forward.«
– The Streets


Unterm Strich sahen wir also ein spieldominierendes Werder Bremen, das sich im Abstiegskampf dennoch nicht entscheidend freispielen konnte. Von zentraler Bedeutung wird nun die Frage sein, ob es der Mannschaft auch in den verbleibenden fünf Spielen gelingen wird, Leistung und Spielweise der letzten beiden Partien abzurufen. Klar: Wir sind Krisen und Rückschläge gewohnt (und auch Robin Dutt wies nach Spielende darauf hin, dass er für Auftritte dieser Art keine Garantie geben könne); trotzdem bleibt Hoffnung, dass das Zukunft hat: die Grünweißen und das ansehnliche Spiel. Und die erste Liga. Vielleicht gelingt ja schon nächsten Samstag der hierfür notwendige Dreier, gegen Mainz.

ALLEZ LES VERTS!

Titelbild: Wellenbrecher. Danke!

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