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Auf dem Boden der Tatsachen.

hardknock

»It’s the hard knock life for us…«
– Jay Z
»Das war ein sehr schlechtes Spiel von uns.«
– Clemens Fritz

So schnell kann’s gehen: Nach zwei Aufsehen erregenden Auftritten gegen Hannover und Schalke ist der SV Werder auswärts gegen Mainz nicht wieder zu erkennen. Oder doch: Aber wir sahen ein verloren gehofftes Werder. Wir wurden Zeuge eines Auftritts, der eben noch euphorisierte Anhänger fassungslos zurück ließ. Anhänger, die letzte Woche frohlockend den Abstiegskampf ad acta legten und sich gestern gemeinsam mit Werder auf dem Boden der Tatsachen wiederfanden. Wir sahen einen Auftritt, vor dem Robin Dutt letzte Woche warnte, als er zu Protokoll gab, dass es für spielerisch ansprechende Partien wie die letzten keine Garantie gebe. Quod erat demonstrandum.

»Wir haben insgesamt all das, was uns gegen Hannover und Schalke stark gemacht, vermissen lassen.«
– Robin Dutt
»Jeder muss sich an die eigene Nase greifen, weil es war auf jeder Position eine extrem schlechte Halbzeit.«
– Zlatko Junuzovic

m05svw-1Das traurige Schauspiel auf dem Platz rechtfertigte die Skepsis des Trainers in der Retrospektive mehr als ihm selbst Recht gewesen sein dürfte: Werder bekam zu keinem Moment der neunzig Minuten einen Fuß auf den Boden. Die Abwehrkette ließ sich wiederholt und viel zu einfach von vitalen Mainzern auseinander ziehen. Diese demonstrierten zu jeden Zeitpunkt Überlegenheit, beispielsweise fünf Minuten vor Ende der ersten Halbzeit: Die Hausherren konnten sich am Rande des Sechzehners so lange den Ball zuschieben, bis sich Okazaki völlig ungedeckt im Strafraum anspielbar war. Das zuletzt für die Passgenauigkeit und spielerische Stärke gelobte Mittelfeld ließ genau das vermissen (Zweikampfquote: 59 : 41%, Passquote: 81 : 65%), Werder war hier über neunzig Minuten chancenlos und ohne Zugriff. Und der Sturm? Eljero Elia, gegen Schalke einer der Schlüsselspieler, wirkte derangiert und lustlos. Sturmpartner Nils Petersen bewies dagegen seit langer Zeit vermisste Knipser-Qualitäten – leider gleich zu Beginn der Partie ins eigene Tor: unhaltbar für Raphael Wolf (5. Spielminute).

»Es ist einfach unglaublich, wie sich unsere Fans verhalten. Und das nach solch einer Niederlage. So beharrlich zu singen bis die Mannschaft dann noch mal rauskommt, ist phänomenal.«
– Robin Dutt
»Solche Fans habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen.«
– Luca Caldirola

m05svw-2Abstiegskampf, da sind wir wieder. Man hätte es ahnen können. Nur der Blödheit der unmittelbaren Konkurrenz ist es zu verdanken, dass der Vorsprung auf den Relegationsplatz gestern nicht schmolz. Beruhigen kann die Differenz von sechs Punkten nach dem erschreckenden Auftritt sicherlich nicht; vielmehr wird deutlich, dass es für die restlichen vier Partien auf Zusammenhalt ankommt – das gilt sowohl für die Mannschaft als auch für das Trainerteam und nicht zuletzt für die Fans. Die nach Mainz gereisten Werderaner dürfen hierbei allen Anderen als Vorbild dienen. Sie waren gestern mit Abstand die engagiertesten Bremer im Stadion (die Mainzer Kurve war aber auch nicht übel: »Für immer Weserstadion!« war dort mit Blick auf die jüngsten Gedankenspiele zum Verkauf der Namensrechte zu lesen).
Eine lange und anstrengende Saison nähert sich ihrem Ende. Sie hat Spuren hinterlassen: Noch viel mehr als vor einer weiteren möglicherweise scheußlichen Partie gegen Hoffenheim graut mir heute vor den erwartbaren Äußerungen in einschlägigen grün-weißen Foren und Kommentarspalten. Mehr als einmal unterstrichen Mannschaft und Trainer, wie wichtig der Rückhalt der Fans im Wettbewerb um den Klassenerhalt ist. Es geht nur zusammen, auf der Zielgeraden wohl mehr denn je. Und das gilt nicht zuletzt auch online, in den (sog.) sozialen Netzwerken. Auf geht’s!

ALLEZ LES VERTS!

 

Fotos: Jayseaka / Flickr. Werder Bremen / Instagram. Danke!

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