»Ich bin überglücklich. Es ist so gekommen, wie ich es mir gewünscht habe. Es war für mich, die Fans und alle aus dem Team ein perfekter Nachmittag.«
– Aaron Hunt
»We’re gonna have a party… – let’s go!
– Primal Scream
Letztes Heimspiel der Saison. Mit der Gewissheit des Klassenerhalts im Rücken gegen Hertha. Feinstes Fußballwetter noch dazu – ungewohnt entspanntes Ambiente für ein Werder-Spiel der Saison 13/14. Und es gab eine Menge zu feiern: Das zehnjährige Jubiläum des Meisterschaft- und Pokalgewinns etwa (in der Wortspielhölle »Doubiläum« getauft). Und es galt insgesamt sechs Spielern einen würdigen Abschied bei ihrem letzten grün-weißen Auftritt im Weserstadion zu bereiten: Aaron Hunt, Sebastian Mielitz, Aleksandar Ignjovski, Predrag und Aleksandar Stevanovic sowie Cimo Röcker. Und Fußball gespielt wurde auch noch.
Glanz… und weniger Glanz
»Wir haben es den Fans in dieser Saison häufig nicht leicht gemacht. Sie mussten oft leiden, weil die Saison eine Achterbahnfahrt war. Dann ist es eben auch extrem wichtig, unseren Anhängern diesen Abschluss mit drei Punkten zu bereiten.«
– Clemens Fritz
Die Partie selbst begann mäßig, mit häufigen Unterbrechungen durch Schiedsrichter Robert Hartmann und geringer Risikobereitschaft: Solide Defensivleistungen und offensive Ideenlosigkeit bestimmten das Spiel auf beiden Seiten. Das war noch nicht sehr feierlich; beschlichen vom Gefühl, dass der ganz große Druck eben nicht nur bei den Fans zu verhältnismäßiger Entspannung geführt hat, ging es in die Halbzeitpause. Die Spieler von 2004 und insbesondere ihr Trainer wurden – wie zu erwarten war – mit offenen Armen empfangen. Es dürfte es dem Fingerspitzengefühl und der Zurückhaltung von Thomas Schaaf, Johan Micoud, Ailton und Co. zu verdanken sein, dass am Samstag der Glanz von 2004 nicht die (bisweilen sehr schmucklose) Realität anno 2014 überlagerte. Zuletzt war es Hunt himself, der das Heft in die Hand nahm und dafür sorgte, dass sein letztes Heimspiel im Weserstadion nicht in einem Sog der Nostalgie unterging, wie im Vorfeld hier und dort befürchtet worden war. Stattdessen belohnte er die Fans und sich selbst mit gleich zwei Treffern: in 48. Spielminute (nach Elias Zuspiel mit der Hacke und anschließendem Bilderbuch-Doppelpass mit Franco di Santo) sowie in der 91. Minute (nach starkem Solo und einem Abschluss aus zwölf Metern) – und machte so den Nachmittag zu einem Fußballfest. Zumindest auf dem Platz.
Nazis raus
In der Ostkurve gab es ungefähr zur 50. Spielminute einen Zwischenfall. Die Lage ist unübersichtlich, es kursieren verschiedene und teils sicher fiktionale Schilderungen der Ereignisse. Zudem wurden polizeiliche Ermittlungen aufgenommen, daher sollen an dieser Stelle nicht viele Worte verloren oder gar Spekulationen in den Raum gestellt werden. Nur so viel: Sollte es am Samstag in der Ostkurve zur offenen Zurschaustellung rechtsextremer Symbolik durch einzelne Personen gekommen sein, ist die Reaktion der Kurve eindeutig zu begrüßen. Sie ist (wie jede Kurve und jeder andere Platz in einem Stadion) kein Ort für Nazis. Dass weite Teile des Publikums in der Ost über mehrere Minuten »Nazis raus!« skandierten, mag beruhigen und die vielzitierte »Selbstreinigungskraft« bestätigen. Dass scheinbar wieder Notwendigkeit dafür besteht, verweist hingegen auf ein (gerade in der Bremer Öffentlichkeit) gerne verdrängtes Problem: Bei allem nötigen Respekt für offizielle Kampagnen gegen Rassismus und die vielen Bananenfotos der letzten Woche: Eine nazifreie Kurve ist keine Selbstverständlichkeit. Auch nicht in Bremen.
Aaron auf den Zaun, Miele auf den Zaun!
»I’m movin‘ on up now…«
– Primal Scream
Das Spiel selbst kam hier heute womöglich ein wenig kurz, aber das passt in gewisser Weise zum vergangenen Wochenende. Für detaillierte Spielberichte verweisen wir auf die grün-weiße Hashtagmafia, wo im Laufe der Tage wohl noch der eine oder andere Artikel zum Spiel eintrudeln dürfte. Der Rest der Partie löste sich auf in strahlendem Sonnenschein, einer singenden (und natürlich ausgiebig Richtung Hamburg spottenden) Kurve und la Ola. Im Weserstadion! Dass Aaron Hunt und Sebastian Mielitz nach dem Schlusspfiff auf den Zaun gebeten wurden, markiert den angemessenen Schlusspunkt des Spiels. Aaron, Miele: Ihr werdet in Bremen fehlen! Außerdem soll an dieser Stelle Dank für die maximalsympathische Delegation des Berliner Fischmobs ebenso wenig fehlen wie an Arnd, der »le Chef« spät abends konspirativ unser Micoud-Shirt zusteckte. Und beste Grüße natürlich an all die Menschen von Samstagnacht. Ihr wisst schon. Nach der Sommerpause geht das Leben weiter und vielleicht wird’s ja sogar ein bisschen weniger nervenzehrend… – aber ganz vorbei ist die Saison ja noch nicht: nächstes Wochenende steht noch das letzte Spiel gegen Leverkusen an. Und rechnerisch sind beim Stand von nun 39 Punkten die von Robin Dutt als Saisonziel ausgegebenen vierzig Punkte noch zu erreichen. In diesem Sinne, wie so oft:
ALLEZ LES VERTS!
Foto: Grober Schnitzer / Flickr. Danke!
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