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A mid-season friendly: Werders Hinrunde

blende

»There’s always someone standing over you,
You want to fetch, we’re still doing it.«
(Total Control)
»Wir müssen zusammenhalten und durchziehen.«
(Viktor Skripnik)

Man sagt der Vorweihnachtszeit im Allgemeinen ja Ruhe und Besinnlichkeit nach. Am SV Werder ist dieser Pokal offensichtlich vorbei gegangen – und das nicht erst, seit Lebkuchen und schokoladene Nikoläuse in den Regalen der Supermärkte stehen. Also etwa ab Mitte Oktober. Dieses Datum fällt mit der Entlassung Robin Dutts als Cheftrainer zusammen. Wir haben in den Artikeln dieses Blogs lange Zeit unser Möglichstes getan und den »Duttore« ausdauernd gegen Kritik verteidigt und (gefühlt seit Antritt seiner Arbeit) für Geduld geworben. Zugegeben: während der letzten Tage seiner Amtszeit herrschte auch bei uns zunehmend Ratlosigkeit, so dass uns die Trennung schließlich konsequent erschien. Die Idee war gut, doch die Welt noch nicht bereit. An dieser Stelle wollen wir Robin Dutt trotzdem noch einmal danken – seine Identifikation mit dem Verein dürfte außer Frage stehen. In der Gerüchteküche wird seine Rückkehr zum VfB Stuttgart verhandelt. Wir wünschen dem »Duttore« alles Gute für die Zukunft (hoffen aber gleichwohl, dass er Werders Erstliga-Ambitionen mit dem VfB in der Rückrunde nicht in die Quere kommt). Blende.

Die anschließende Eigenbluttherapie in Form der Beförderungen von Viktor Skripnik, Torsten Frings und Christian Vander wurde in Bremen euphorisch aufgenommen. Von einem Hype war zu hören und zu lesen, Werders neuen Cheftrainer umgab sogleich der Nimbus eines Popstars (wozu wir hier auch unseren Teil beigetragen haben, keine Frage). Nach neun Pflichtspielen kann Viktor Skripnik fünf Siege (Chemnitzer FC, Mainz 05, VfB Stuttgart, SC Paderborn, Borussia Dortmund) verbuchen. Ein hart umkämpftes Unentschieden gab es gegen Hannover. Gegen den HSV, Eintracht Frankfurt und Borussia Mönchengladbach musste man sich geschlagen geben. Grundsätzlich lässt sich im direkten Vergleich mit Robin Dutts Arbeit ein Ansatz erkennen, der den Fokus auf spielerische Ansätze legt. Besonderen Zuspruch erhielt Skripnik nach dem – zugegebenermaßen aus der Not geborenen – Einsatz bisheriger U23-Akteure in der Partie gegen Paderborn. Gegen die Flut von Gegentoren konnte dagegen noch kein Mittel gefunden werden, so dass die Bilanz nach neun Spielen durchwachsen ist. Die Stimmung ist unterm Strich aber besser als noch vor zwei Monaten.

An den sogenannten besinnlichen Tagen gibt es hier also ein kurzes Resümee der Hinrunde. Vor der Saison nutzen wir die Gunst der Stunde, mit Lars a.k.a. Burning Bush von #werder2013 einen Ausblick auf die aktuelle Saison zu wagen (Teil 1 / Teil 2). Waren im Rückblick und gemessen an der aktuellen Situation Werders zu optimistisch? Zeit, unsere Erwartungen mit der Realität abzugleichen. Wir freuen uns, dass Lars wieder an Bord ist.

Klassenerhalt

 

»You can shut your eyes.
You can turn around.
But there’s nowhere to hide.
And there’s no way down.«
(Total Control)

/snb: Moin Lars! Schön, dass Du wieder dabei bist. Wir müssen Dich unseren Leserinnen und Lesern wohl nicht groß vorstellen, oder? Darum gegen wir am besten gleich in medias res: Darum gegen wir am besten gleich in medias res: Werder war Mitte letzter Woche Tabellenletzter, besiegt dann aber vor heimischer Kulisse den taumelnden BVB. Ein extremes Wechselbad der Gefühle: Wie geht es Dir nach dem Sieg gegen Dortmund? Wie hast Du das Spiel erlebt?

Burning Bush: Die letzten zehn Minuten waren mal wieder die reinste Folter! Ich halte den BVB nach wie vor für eines der stärksten Teams der Bundesliga, aber das war bei allem nötigen Respekt natürlich gar nichts. Die Dortmunder haben es Werder zeitweise schon sehr leicht gemacht. Was den fabelhaften Sieg unserer Mannschaft nicht schmälern soll: Eine starke Energieleistung zum Hinrunden-Finale – das versöhnt natürlich mit Vielem. Da ich einen Aufenthalt in Berlin für einen Abstecher zu unseren Freunden vom Fischmob nutzte, gab es im Anschluss noch eine kleine Werderfeier. Werder sich erstmal in die Winterpause gerettet – das bedeutet auch für uns alle wieder etwas mehr Lebensqualität (lacht).

/spe: Die englische Woche mit den Partien gegen die beiden Borussias war ja irgendwie paradigmatisch – man denkt bei Werder unwillkürlich an »Dr. Jekyll and Mr. Hyde« (das hatten wir übrigens im Februar schon mal…), oder?

Burning Bush: Ich möchte diesen Sieg nun auch tatsächlich nicht überhöhen. Wir alle kennen die zwei Gesichter des derzeitigen SVW. Trotzdem konnte ich drei wichtige Erkenntnisse aus dem Spiel gewinnen: Da wäre zuerst die Tatsache, dass Davie Selke mich von seinen Fähigkeiten überzeugt hat – Abschluss, Vorbereitung und Auge. Selke scheint der Mann zu sein, den wir aktuell da vorne brauchen. Außerdem haben wir gegen Dortmund vielleicht schon die Skizze einer möglichen Werder-Zukunft erblicken können. Es werden aus meiner Sicht nicht mehr die Prödls, Junuzovics oder di Santos sein, um die herum man eine Zukunft aufbauen wird. Sondern vielmehr Spieler wie Bargfrede, Bartels oder Galvez. Wenn das klappen sollte und unsere Jungspunde auch noch alle in die Bundesligaspur finden, dann waren meine Sorgen wohl echt schon größer. Und meine letzte Erkenntnis: Fin Bartels wird bis zu seinem Karriereende in Bremen spielen – da wette ich drauf!
Wie auch immer: im neuen Jahr geht’s erst mal weiter mit Abstiegskampf.

/snb: Auf Bartels kommen wir später bestimmt noch mal. Lass’ uns erst einmal die unangenehmen Dinge hinter uns bringen, Du sprichst das Überleben im Abstiegskampf ja schon an – ist das Deiner Meinung nach die Devise? Und wenn ja: Kam das in dieser Vehemenz überraschend für Dich?

Burning Bush: Ich ging schon vor der Saison davon aus, dass es für uns um den Klassenerhalt geht.

/spe: Ich erinnere mich zumindest an die Hoffnung, nichts mehr mit dem Abstiegskampf zu tun zu haben. Und dass Robin Dutts vielzitierte Entwicklungsarbeit Früchte zu tragen beginnt… – war das zu optimistisch gedacht? Allerorten wird Werder als sicherster Kandidat für die zweite Liga gehandelt.

Burning Bush: Das stimmt mittlerweile wohl in vollem Umfang, und wenn auf der einen Seite unter Robin Dutt natürlich schon einige mögliche Punkt liegen gelassen wurden, so muss man angesichts der Verletzungen von Franco di Santo und Sebastian Prödl aktuell tatsächlich einigermaßen zufrieden sein. Diese Spieler kannst Du nicht ersetzen und ihr Ausfall tut einem lupenreinen Abstiegskandidaten richtig weh. Kurz: ich ärgere mich, dass wir aktuell nicht fünf oder sechs Punkte mehr im Sack haben, akzeptiere aber die Umstände. Wir haben erst Winterpause – passt.

/snb: Di Francos Verletzung war schon ein Schlag ins Kontor. Dachte ich zuletzt während des Spiels gegen Hannover immer wieder: Jetzt ’nen torgefährlichen Stürmer da vorne drin – das wär’s! Nach der Pause dann.
Außerdem kommt ja auch der Umstand zu tragen, dass Viktor Skripnik mit seiner Beförderung ins kalte Wasser gesprungen ist. Ich bin gespannt, wie sich die Mannschaft in der Rückrunde nach einer ersten gemeinsamen Vorbereitung präsentiert. Letztlich ein mittlerweile bekanntes Gefühl: Abwarten, hoffen und bangen. Lars, wie ist es um Deine Stimmung bestellt?

Stimmungen und Sündenböcke

 

Burning Bush: Mit der Stimmung ist es wirklich eine komische Sache. So wie es aktuell auch oft im Stadion zu spüren ist, sieht es auch bei mir aus: Ich werde in gewisser Weise immer für den Scheiß brennen, aber momentan befällt mich schon eine gewisse Emotionslosigkeit. Der schlechte Fußball, die Rückschläge und permanent negativen Nachrichten über und um Mannschaft und Verein machen einen langsam aber sicher fertig. Viktor hat eine große Chance, diese sich großflächig ausbreitende Stimmungslage zu kippen – er ist der Richtige für einen Aufschwung, aber er benötigt Zeit. Was mir derzeit am meisten auf die Nerven geht, ist die permanente Suche nach Akteuren, an denen man sich abarbeiten kann. Einem wie mir, der beruflich und privat viel Zeit im Netz verbringt, aber dennoch das offene Wort und einen angemessenen Umgang im persönlichen zwischenmenschlichen Miteinander schätzt, erscheint einem die ein oder andere digitale Hexenjagd schon mehr als zweifelhaft…

/snb: Wen oder was hast Du da konkret vor Augen?

Burning Bush: Jahrelang übernahm Aaron Hunt unfreiwillig den Part des Universalsündenbocks, während Clemens Fritz schon damals als legitimer Nachfolger in Stellung gebracht wurde. Aktuell müsste sich wohl auch Nils Petersen diese Rolle gefallen lassen, wäre er nicht bei Teilen der grün-weißen Gesellschaft wegen seiner bodenständigen Art noch relativ beliebt. Eljero Elia ist in meinen Augen der Einzige, der auf konstruktiver Ebene – irgendwelche Social Media-Hools nehme ich explizit aus – zu Recht die volle Breitseite bekommt. Und sonst? Ist unter Umständen noch Herr Eichin dran: Nach Robin Dutt wird er der nächste sein, der unter Umständen für »irgendwie Alles« verantwortlich gemacht werden könnte. Wenn es am Ende der Saison eng wird, wird es am Kader gelegen haben – den hat Eichin zwar nicht allein zusammengestellt, aber das ist dann auch egal. Ein Frust-Dummy muss her. Mich ödet so was an, privat und auch in Bezug auf meinen Verein.

Family Values

 

/spe: Trotz erster Rückschläge strahlt das Licht unseres Trainerduos nach wie vor. Wie sortierst Du den Hype um »Viktory Skripnik« bzw. das »Team Viktor« ein? Gerade jetzt, nachdem ein paar Partien unter der neuen Leitung absolviert worden sind?

Burning Bush: Ach, das ist natürlich herrlich! Du hast einen »Beckham der Ukraine«, der den ganzen Tag redet, wie ihm der Schnabel gewachsen ist, kein Blatt vor den Mund nimmt und intuitiv viele Dinge äußert, die in Bremer Ohren wie Musik klingen. Und daneben hast Du den letzten großen Werderaner, einen ehemaligen Weltklassespieler und Publikumsliebling, der gar nichts sagt. Das ist schon ein geiles Tandem! Ich werde gerade täglich drauf angesprochen – so etwas feiern einfach alle. Viktor hat die Gabe der Aura absoluter Authentizität. In einer der schwersten Phasen der Vereinsgeschichte setzt er den Hebel zur Radikalverjüngung an. Das ist riskant – verglichen mit den Alternativen aber vielleicht auch gar nicht so sehr: Man hat das Gefühl, er tut, was getan werden muss… und alle folgen ihm. Für seinen Kurs wird er gefeiert: Von den eigenen Fans, von Anhängern anderer Klubs und von den Medien – das muss man sich geben – der Typ ist mit seiner Mannschaft 16. der Tabelle.

/snb: Das ganze Authentizitätsding dockt natürlich gewissermaßen an unsere langjährige Konditionierung durch seinen eigenen Trainer, Thomas Schaaf, an. Nachdem Thomas Eichin mit der Berufung Robin Dutts die vielzitierte »Werder-Familie« rhetorisch zu Grabe getragen hatte und auf frischen Wind setzte – erleben wir jetzt die paradoxe Quadratur des Kreises? Zurück nach vorne, »the return of the Werder family«?

Burning Bush: Im Grunde war sie gerade beerdigt, da ging die Kiste nochmal auf. Von mir aus! Man kann es nennen, wie man möchte, aber es wäre mir schon ganz recht, wenn man sich drauf konzentriert, diese Familienwerte zu leben anstatt nur permanent darüber zu reden…

/spe: Was meinst Du damit?

Burning Bush: Ich meine, dass ich gewisse Faktoren, durch die sich der Begriff »Werder-Familie« definiert, in der Vergangenheit sehr zu schätzen wusste: Verlässlichkeit und Diskretion unter offiziellen Vereinsrepräsentanten gehörten für mich immer dazu. Wenn es aber beispielsweise dazu kommt, dass Interna aus Aufsichtsratssitzungen der Presse zugespielt werden, dann passt das nicht. Da kann die »Werder-Familie« von mir aus täglich beschworen und ein Tänzchen dazu aufgeführt werden – sie ist dann schlicht nichts wert. Durch die Umwälzungen der jüngeren Vergangenheit – also die Personalien Viktor Skripnik, Torsten Frings und Marco Bode – ist die Atmosphäre aktuell wieder etwas entspannter. Man sollte aber von Leuten wie Thomas Eichin oder Rouven Schröder keinen Kuschelkurs erwarten. Die werden einigermaßen emotionslos handeln, wenn es darauf ankommt. Gleiches gilt natürlich auch für Radikal-Rotations-Viktor oder Marco Bode. Und die beiden würde man ja trotzdem zur »Werder-Familie« zählen. Kurz: Ich würde den Begriff nicht überstrapazieren und 2014 anders definieren als noch 1990. »Werder-Famile« bedeutet für mich, dass wir im Verein ehrlich und diskret arbeiten, wir an »unseren Mann« Viktor Skripnik als Trainer glauben, ein Hardcore-Werderaner namens Marco Bode Boss unseres Aufsichtsrats ist und die Anhänger ihre Mannschaft nicht aufgeben, gerade in Zeiten wie diesen. That’s it – nicht mehr, nicht weniger.

/spe: Die Familie hat dieser Tage ja auch Nachwuchs bekommen… Wir sprachen vor der Saison schon mal darüber, dass der Abgang Aaron Hunts möglicherweise Raum schafft für die Entwicklung eigener, jüngerer Spieler. Nun ist mit Viktor Skripnik ein Trainer im Amt, der Werders Jugend wie kein Zweiter kennt – wie steht es aus Deiner Sicht um das Personal? Wie um die letzten Transfers?

Burning Bush: Als ich damals vom Raum zur Entfaltung für andere Spieler sprach, meinte ich jene wie »Zladdi« Junuzovic, der aktuell wohl unser größtes Pfund ist. Diese Jungs gehen weiter in die Pflicht, wenn Alibis verschwinden. Hunts Abgang wiegt schwer, war aber richtig. Über Werders Nachwuchs müssen wir nicht reden, das fetzt! Viktor gibt ihnen eine Chance und dosiert das auch völlig angemessen. Mit den Ayçiçeks, Selkes oder Lorenzens können wir es packen. Wichtig bleibt natürlich, dass sie an der Seite von gesunden Leistungsträgern wie di Santo, Prödl, Junuzovic und (einem fitten) Bargfrede spielen können. Keiner von den ganz jungen Spielern wird über Nacht zum Überflieger!

Transfers

 

/snb: Viktor Skripnik wird ja nicht müde, die Nachwuchsspieler als seine Neuzugänge zu preisen. Wir haben mit Dir ja euch einen Transfermarkt-Spezi an Bord – lass’ uns noch kurz über mögliche Kaderveränderungen in der Winterpause sprechen. Wie schaut’s aus? Was erhoffst Du Dir vom nächsten Transferfenster?

Burning Bush: Meine Hoffnung ist, dass die Defensive erst einmal gezielt verstärkt wird. Insgesamt kann man von mir aus finanziell ein Stück weiter ins Risiko gehen, es muss dabei aber nicht um Kaliber à la Bryan Ruiz gehen. Ich bezweifle, dass uns diese weiterhelfen. Wenn ich jemanden wie Fin Bartels spielen sehe, dann hol’ ich lieber dreimal so einen! Wenn man ein Bild davon hat, was in den kommenden Jahren bei Werder ansteht, dürfte klar sein, dass wir Typen brauchen, die sich hundertprozentig mit dem Verein identifizieren und sich beim Kampf um den Klassenerhalt nicht »überqualifiziert« fühlen oder ähnliches. Ich würde Prödl, di Santo und Junuzovic natürlich gerne weiter hier sehen, aber das halte ich (insbesondere bei den beiden Letztgenannten) für mehr oder weniger ausgeschlossen. Mal sehen – Skripniks »Jugendstil« ist auf jeden Fall ein Anfang! Wenn man es damit packt, lässt sich für die Zukunft planen.

 

/spe: Im Anschluss an die Partie gegen Dortmund wurde ja noch die Leihe Levin Öztunalis von Bayer Leverkusen verkündet. Der 18-jährige Offensivallrounder wird Werder bis 2016 bereichern – eine sehr vielversprechende Personalie, die ich mir spontan unter Skripniks Regie extrem gut vorstellen kann. Der kennt ihn ja auch aus den U23-Partien gegen Hamburg. Vermutlich soll mit seiner Verpflichtung (zumindest kurz- und mittelfristig) auch der drohende Abschied Junuzovics kompensiert werden.
Das mit Bartels unterschreibe ich sofort! Schon in den ersten Testspielen hat der mir gefallen, ein super Typ. Um den herum man perspektivisch eine junge Mannschaft aufbauen könnte. Für mich der kommende Kapitän der Mannschaft.

/snb: Junuzovic ist in der Form seines Lebens. Elia verhandelt, wenn man der yellow press Glauben schenkt, mit dem Southampton FC. Und über all dem schwebte in der letzten Woche die Causa Hunt. Fangen wir doch damit an: Aaron scheint unzufrieden in Wolfsburg und ist im Rahmen der Verabschiedung Klaus-Dieter Fischers damit auch an die Öffentlichkeit gegangen. Verwandelt sich da gerade ein anfangs absurdes Gerücht in eine ernsthafte Transferoption? Wie bewertest Du das? Und hältst Du das überhaupt für wünschenswert?

Burning Bush: Haha… jaja. Das Hunt-Ding ist gut. Fakt ist, dass er derzeit weniger Spielzeit hat, als er sich gedacht und gewünscht hatte. Das war es schon mit den belegten Fakten zum »möglichen Transfer«. Was Medien, Social Media und die Twitter-Ultras daraus machen ist phänomenal: Zwei Tage nach Aufkeimen der Gerüchte hatte ich bereits mehrere Mitteilungen von Menschen, die ganz genaue Infos aus dem Umfeld des Spieler (»aus einer ganz sicheren Quelle«) bekommen hatten – diese widersprachen sich allerdings derart, dass ich mir heute noch nicht sicher bin, ob alle Absender überhaupt wissen, wer Aaron Hunt ist. Ein bisschen wir damals, als Mehmet Scholl schon drei Häuser in Bremen gekauft hatte, weil er ja bereits als neuer Trainer gehandelt worden war.
Teilweise ist es lustig, teilweise nervt es. Sorry, nein: es nervt nur. Aaron selbst hat unter der Woche zwar noch mal ein paar verbale Schmankerl nachgeschoben, aber ganz ehrlich: Einen Aaron Hunt, der bei Gehaltsverzicht bereit wäre, für eine Zeit geliehen zu werden, würde ich unterstützen – alles Andere nicht. Ich möchte mich mit der Zukunft von Werder Bremen beschäftigen: Können wir die Klasse auf Dauer halten? Generieren wir regelmäßig eigene, starke Talente? Wie wird das Team 2018 aussehen? Das alles sind Dinge, die ich nicht mit Aaron Hunt verbinde. Kurz: Klassenerhalt mit oder ohne Aaron Hunt? Bitte ohne.

/snb: Ich möchte Dir da beipflichten. Für mich sagt das ganze Gezerre der letzten Tage viel mehr über die Zustände beim VfL Wolfsburg aus, als über die bei Werder. Und während die Presse und sozialen Netzwerke sich über die Nummer ereifern, ihre Rolle in dem Stück spielen, tütet Thomas Eichin schmunzelnd die Leihe des Seeler-Enkels ein – großartig!
Wer mich noch brennend interessiert – gerade auch, weil Du ihm kürzlich einen eigenen Artikel gewidmet hast – ist Nils Petersen, der in der Rückrunde an Freiburg ausgeliehen werden soll, wie es den Anschein hat.

Burning Bush: Nils Petersens Abgang gilt als gesichert. Ich würde ihm einen Wechsel auf gutem Niveau wünschen. Von mir aus auch Bundesliga. Ich war immer Fan von ihm und bin mir sicher, dass wir nicht mehr viele von seinem menschlichen Format an Land ziehen werden. Sportlich reicht es gerade einfach nicht und bei der aktuellen Konkurrenz ist beiden Seiten zu einem Wechsel zu raten. Denke, der geht schnell über die Bühne.

/spe: Ist ja auch ganz gut für Werders Gehaltskonto – da fehlt eigentlich nur noch eine Personalie, über die ich ansonsten gar nicht mehr viel Worte verlieren möchte – Elia?

Burning Bush: Was der Kollege mit seiner Zukunft anfängt, ist mir mittlerweile auch relativ egal. Er muss von der Payroll, ganz schnell – vielleicht mir einem ganz schnellen Auto? Führerschein zeigen lassen… (lacht)

 

/snb: Word! Kommen wir langsam zum Ende, oder? Vielleicht sogar zu ’nem Fazit. Wir haben bei den letzten Malen häufig über Um- und Aufbrüche gesprochen. Welches Motto würdest Du dem SV Werder für die Rückrunde mit auf den Weg geben?

Burning Bush: Das Motto kann nur »Unbedingt weiter Bundesliga!« heißen. Wenn ich sehe, was sich um unseren Verein herum tut, realisiere ich, was Vereine wie Mainz oder Augsburg tagein, tagaus leisten. Und wenn dann durch Klubs wie Ingolstadt, Heidenheim und Leipzig »von unten« richtig Druck angesagt ist, dann kann es in den nächsten Jahren einfach nur heißen, unbedingt dabei zu bleiben. Die Bundesliga wird eng gerade – da sind wir schneller raus, als wir »Werder« sagen können.

/spe: Dann hoffen wir mal alle, dass sowohl die Mannschaft als auch die Fans erholt und frisch aus dem Winter kommen. Danke Lars für Deine Zeit und Expertise! Wir sprechen uns noch mal zum Ende der Winterpause, vielleicht dann bei Dir im Blog… – any last words?

Burning Bush: Irgendwas zwischen »Mit der Hoffnungslosigkeit beginnt der wahre Optimismus« und »Let’s kick ass« – sorry Jean-Paul Sartre!

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Foto: Wellenbrecher.

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